Treasure ChestDavid Zahnke, April 2008

Als zeitgenössische Konsenskunst in unseren Breitengraden wird zur Zeit Malerei gefeiert, die als Erneuerung des Historienbildes, welches in der Hierarchie der Bildgattungen einstmals ganz weit oben stand, tituliert wird. Diese Form von Malerei wird ausschliesslich von Männern betrieben, die medientauglich als Malerfürsten gefeiert werden.

Dem diametral entgegengesetzt zeigt Stephanie Trabusch Bilder, deren Sujet gattungsgeschichtlich weit weniger angesehen ist: Blumen. Bewusst setzt sie sich damit den Klischees und Stereotypen aus, die diesem Thema anhaften: Das schwache Geschlecht, das sich nach getaner Heimarbeit in einem musischen Anflug an Sonntagnachmittagen seinem Hobby widmet.

Wie Klischees von Eindeutigkeiten leben, so weiß auch jeder um die einschlägigen Resultate des eben beschriebenen Szenarios. Trabusch begibt sich in ihrer malerischen Auseinandersetzung in nach außen hin abseitig erscheinende Fahrwasser und zeigt dennoch, dass auf ausgetrampelten Pfaden noch wahre Blüten zu entdecken sind. Sie unterläuft Klischee und Stereotyp, indem sie ein traditions- und vor allem klischeebehaftetes Thema in eine zeitgemässe, offene Bildsprache übersetzt und durch die Vielseitigkeit der malerischen Mittel bereichert. Ohne an die tradierte ikonologische Programmatik von Blumenbildern anzuknüpfen bestechen die Bilder durch ihre narrative Vielfalt.
Das Spektrum reicht von eher zur Kontemplation einladenden Bildern über allegorische Erotik bis hin zu Bildern emblematischen Charakters. Auch eine idyllische Stimmung eines Sonntagnachmittag hat in diesem Ensemble einen berechtigten Platz.

Mit der erzählerischen Variation geht auch die Verwendung erzählerischer Mittel einher. So wechseln und begegnen sich feingliedrig an Muster oder Raster erinnernde Hintergründe mit flüchtig und treffsicher gesetzten Gesten; alla prima Malerei trifft auf mehrschichtige Malweise; pastoser Farbauftrag wird mit aquarellierender Malweise konfrontiert und kombiniert; nuancierte Pastelltöne begegnen einer ins Düstere weisenden Monochromie.

Solches Vorgehen zieht die Eindeutigkeit und Gültigkeit des Einzelbildes in Zweifel und lotet in steter Bildbefragung Möglichkeiten malerischer Formulierung aus, ohne dabei in formalistische Schemata zu verfallen. Vielmehr lässt Trabusch Raum für Zufälligkeiten in ihrer Arbeit zu, so dass die Bildwerdung als analog dem physiologischen Wachstumsprozess einer Pflanze beschrieben werden kann. Malerei und Bildgegenstand befinden sich hinsichtlich ihrer Wertigkeit im Gleichgewicht, ohne dabei in bloßer Abbildhaftigkeit zu erstarren.

Stephanie Trabusch bietet in ihrer Arbeit eine stille, aber nicht weniger eindringliche Alternative zu Positionen weiblicher künstlerischer Artikulation, die sich in ausgeprägter Form, nicht weniger klischeebehaftet, in offensiver Selbstbehauptung leicht erschöpfen kann. Ihre Malerei ist nicht nur der Versuch eines „Dennoch“, sondern vielmehr der eines starken „Trotzdem“.